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The Rat Tribe of Beijing

Al Jazeera America hat einen schönen Bericht über die ca. 1 Million Menschen, die in Peking in Kellern und umgebauten Luftschutzbunkern leben: The Rat Tribe of Beijing – Under the streets, a hidden warren of rooms for the thrifty. Unter Anderem gibt es dort auch folgende Kurzdokumentation zu sehen:

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Olympia 2008 in Beijing

Das waren sie also, die 29. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit. Und wie bemerkte IOC-Präsident Jacques Rogge so treffend, „es waren außergewöhnliche Spiele“.
Außergewöhnlich harsch war bereits die Kritik im Vorfeld. Einschränkungen der Pressefreiheit wurden beklagt. Die Einhaltung der Menschenrechte gefordert, was ja durchaus wünschenswert wäre. Und die starke Militärpräsenz wurde angeprangert. Nur wenige sprachen im Vorfeld von den Chancen für China und wenn, dann meist über verpasste. Nun die KP war wohl schlicht und ergreifend überfordert mit dem Heer an Journalisten und internationalen Gästen. Und anstatt sich zu öffnen, verkrampfte man in Althergebrachten und Bewährtem. Aber möglicherweise waren die olympischen Spiele jetzt auch ein Initialzündung sich weiter zu öffnen – jetzt wo keiner mehr so genau hinsieht, nicht alles auf die Waagschale geworfen wird und man etwas experimentieren kann, was denn gangbare Möglichkeiten wären. Eine Initialzündung vielleicht auch in Sachen Umweltschutz, denn wohl noch nie sah der Himmel über Beijing dermaßen Blau aus und schon lange muss die Luft nicht mehr so gut gewesen sein, wie in den vergangenen beiden Wochen!

Außergewöhnlich waren auch die großen Sieger. Der US-Amerikaner Michael Phelps holte bei seinen zweiten Olympischen Spielen mit sieben Weltrekorden und einem olympischen Rekord insgesamt acht Goldmedaillen. Damit überbot er den Rekord von Mark Spitz, der 1972 in München insgesamt sieben goldene Medaillen holte. Mit seinen nun insgesamt 14 Goldmedaillen wird Phelps eh für lange Zeit als bester Olympionike aller Zeiten gelten. Der zweite außergewöhnliche Sieger ist sicherlich der Jamaikaner Usain Bolt. Mit seinem Fabelweltrekord von 9,69 Sekunden über die 100 Meter deklassierte er die Konkurrenz, nur um kurz danach selbiges bei den 200 Metern und mit der Staffel erneut zu tun. So außergewöhnlich, dass die Frage nach der Sauberkeit der Rekorde durchaus eine berechtigte ist!

Außergewöhnlich auch die deutschen Siege. Die typischen Goldmedaillen-Kandidaten versagten fast gänzlich. In der Leichtathletik war außer einmal Bronze scheinbar nichts für uns zu holen. Ebenfalls ernüchternd die Bilanz der deutschen Ruderer – ansonsten eigentlich immer eine sichere Bank. Und auch die deutschen Schwimmer waren ungewohnt erfolglos. Umso schöner dann aber die beiden Gold-Medaillen für Britta Steffen, die nach ihrem ersten Sieg zu Tränen gerührt Franziska van Almsick um den Hals fiel. Für die vielleicht schönste und emotionalste deutsche Medaille sorgte Gewichtheber Matthias Steiner, dessen Frau letztes Jahr bei einem Autounfall ums Leben kam und der er diesen Sieg widmete. Aber auch die deutschen Vielseitigkeitsreiter mit dem zweiten Zweifach-Gold-Gewinner Hinrich Romeike verdienen Erwähnung, ebenso wie Mountainbikerin Sabine Spitz, Fünfkämpferin Lena Schöneborn, Triathlet Jan Frodeno, die deutschen Hockey-Herren und unsere Kanuten. Aber auch die deutschen Tischtennis-Herren schlugen sich wacker, die sich nur China im Mannschaftsfinale geschlagen geben mussten. Apropos China! Beeindruckende 51 Goldmedaillen heimste der Gastgeber selbst ein. So viele wie nie zuvor. Allerdings trainierte die chinesische Sportelite dafür auch seit 2001, als die olympischen Spiele nach Beijing vergeben wurden. In dieser Zeit wurde wohl auch das ein oder andere Geburtsdatum modifiziert!

Als außergewöhnlich darf sicherlich auch die Eröffnungs- und Abschlussverantstaltung bezeichnet werden. Der chinesische Starregisseur Zhang Yi Mou (u.a. Raise The Red Lantern & Hero) brannte ein wahrhaftes Massenspektakel ab, wie es wohl nur noch in einem kommunistischen Land möglich ist. Wie er selber sagte, kann es so etwas neben China wohl nur noch in Nordkorea geben! Tausende von Statisten mussten teilweise stundenlang in engen Boxen auf ihren Auftritt warten. Zwar wurde das bezaubernde kleine Mädchen das zu Beginn sang die Lippen bewegte, nur per Playback von einem scheinbar weniger repräsentativen Mädchen unterstützt und das beeindruckende Feuerwerk mit den 29 Fußstapfen auf das Nationalstadion zu wurde bereits seit einem Jahr am PC erstellt. Und die chinesische Blogosphäre attestierte allgemeine inhaltliche Leere, aber so ist das halt nun mal bei großen Shows. Für die Chinesen musste halt einfach alles perfekt sein, wenn sie sich der Weltöffentlichkeit präsentieren. Trotz dieser kleiner Makel waren die beiden Veranstaltungen absolut beeindruckend. Wer das ganze übrigens verpasst hat, oder einfach noch einmal sehen möchte, der kann hier eine DVD der Eröffnungsfeier bestellen.

Bis 2012 in London!

Update (2008-08-28): Eine DVD der Abschlussfeier ist mittlerweile ebenfalls erhältlich!